Hallo Zusammen,
nachdem ich etwas über ein Jahr 70.000 km einen Kadjar Life 130 TCe gefahren bin, möchte ich euch (bzw. die, die es interessiert) an meinen gesammelten Erfahrungen teilhaben lassen. Nach einer ersten Probefahrt im Mai 2016 war die "Katja" (wie sie auch bei uns immer genannt wurde) sofort der Wunschkanditat No. 1. Design, Fahrgefühl, Innenraum etc. - einfach alles hat gepasst. Da ich sofort auf ein neues Auto angewiesen war habe ich einen weißen Kajdar Life 130 TCe bei einem Händler in Stuttgart gekauft. Was mir fehlte habe ich einfach kurze Hand selbst nachgerüstet: 18" Alufelgen, Scheibentönung hinten (beim Profi - war ich nicht selbst) sowie Navi mit Rückfahrkamera, LED Nebelscheinwerfer und Becherhalter (siehe Beiträge in der Werkstattecke).
Was nicht gefallen hat:
Die ersten 30.000 km verliefen vollkommen problemlos. Nach 30.000 km ging es in die erste Inspektion: Dort wurde festgestellt, dass der Steuerkettenkasten am Übergang zum Motor leicht ölfeucht ist. Der Händler meinte das wir das im Rahmen der Garantie sofort beheben sollten. Es dauerte 3 Tage bis die Reparatur bei einem separaten Termin abgeschlossen war. Kaum aus der Werkstatt raus verabschiedete sich bei 31.000 km das Radlager vorne rechts. Auch dies wurde dann auf Garantie getauscht. Beim Kilometerstand von knapp 32.000 km bleibe ich im Odenwald liegen - nicht's geht mehr. Ich werde zur nächsten Vertragswerkstatt abgeschleppt und bekomme ein Ersatzfahrzeug. Nach 4 Tagen teil mir der Händler mit das es sich voraussichtlich um einen Motorschaden handelt und er vermutet, dass die Kette beim Tausch der Kettenkastendichtung nicht mehr richtig OT gestellt wurde. Daher wolle er meinen Kadjar nicht reparieren, um nicht für etwas in die Folgeverantwortung zu kommen was er nicht verursacht hat. Es folgt ein Telefon-Marathon mit Renault. Mein Auto wird nach Stuttgart geschleppt. Dort bekommt der Kadjar auf mein drängen hin auf Garantie einen nagelneuen Motor. Der Einbau dauert weitere 2 Wochen. Von da an läuft Katja wieder wie am Schnürrchen. Bei 60.000 km folgt die nächste Inspektion und "tata": Wieder eine Überraschung! Auch am neuen Motor ist der Steuerkettenkasten am Übergang wieder leicht ölfeucht. Zudem hat der Schaltsack inzwischen einige Risse und das Kunststofflenkrad löst sich an einer Stelle etwas auf. Der Händler erklärt mir gegenüber, dass das mit der Undichtigkeit immer dann passiert wenn der Montageroboter die Teile nicht exakt richtig zusammen setzt oder der Übergang nicht 100% richtig entgratet ist (scheint also ein bekanntes Problem bei Renault zu sein). Wieder wird die Dichtung getauscht und auch der Schaltsack sowie das Lenkrad. Alles auf Garantie. Bei 70.000 km entschließe ich mich Katja 1 zu verkaufen, weil ich übergangsweise einen Dienstwagen bekomme.
Fazit: Für den Einbaufehler kann das Auto nichts und auch das Radlager kann damit zusammenhängen, dass der bis dahin abgefahrene Reifen eine Unwucht hatte. Solange alles auf Garantie gemacht wurde - und das ist hier erfolgt - war es für mich kein Problem. Was die Qualitätsprobleme bei der Fertigung, Entgratung, Lenkrad etc. angeht sollte sich Renault schon Gedanken machen - allerdings muss man bei dem Neupreis für dieses Fahrzeugs dann auch realistisch bleiben. Genervt haben vor Allem die langen Ausfallzeiten (In denen ich vom Megane über Twingo, Clio, Talisman und Fluence den Rest der Renaultflotte kennenlernen durfte...)
Was sehr gut gefallen hat:
Für mich waren Ausstattung und Motorleistung immer ausreichend, da ich eher cruise - durch den Turbo lässt sich auch gerne mal schaltfaul fahren. Ich bin selten so entspannt unterwegs gewesen wie in diesem Auto (dabei habe ich von diversen BMW's, VW's, Ford und Mercedes schon alles mögliche gefahren). Es gibt viele Fahrzeuge in dieser Fahrzeugklasse die doppelt so teuer sind - aber sind sie doppelt so gut? Ich finde das nicht, denn auch die haben ihre Qualitätsprobleme (Asien lässt grüßen). Das Design ist für mich immer noch etwas besonderes, ich kann diese biedere Geradlinigkeit von VW & Co. echt nicht mehr sehen. Da macht sich der Designer schon ins Hemd bevor er den ersten Strich gezogen hat, aus Angst es könnte nicht genügend vielen gefallen...(sorry musste mal raus...). Der Kadjar ist immer noch irgendwie Understatement - fährt halt nicht jeder. Und ich werde immer noch gefragt was das eigentlich für ein Auto ist...? (Dabei stehts sogar hinten drauf 
)
Extro:
Nach 3 Monaten im neuen VW Passat Dienstwagen habe ich diesen gerade wieder zurück gegeben (ratet mal warum...) und mir gestern ein neues Auto gekauft: Einen Kadjar TCe 165 Bose Edition in schwarz. Was? Wie konnte ich nach dem was ich erlebt habe? Bin ich total verrückt geworden? Keine Ahnung - kann ich wirklich nicht sagen. Ich weiß nur das ich gestern beim Händler in meine neuen Katja eingestiegen bin und mich auf dem ganzen Heimweg sowas von zu Hause gefühlt habe wie noch nie. Ich glaube es gibt da draußen Frauen die mein Auto um diese Liebeserklärung beneiden...
Jetzt genieße ich das mehr an Austattung das ich damals aus Zeitgründen nicht bekommen konnte und bin neugierig auf den größeren Motor. Aber cruisen werde ich trotzdem weiter - eins weiß ich jetzt schon: die Bose Anlage war es Wert!
Euch allen weiterhin viel Spaß mit euren Katjas!
Viele Grüße
Andy
